Sonntag, 9. April 2017

Die 100 Kilometer, die dann doch nur 73 wurden

Ja, ja, ja, mit großen Versprechungen gestartet, und dann das!

Noch ganz fit wir drei am Start. Nachdem der Bus sich durch den Fußball-Verkehr gequält hatte (HSV-Spiel um 15.30 Uhr) waren wir rechtzeitig am Start, um sogar noch erfolgreich vor den drei Dixi-Klos am Start (Hallo? 1.000 Teilnehmer?) anzustehen.

Mit Samba-Trommel-Begleitung ging es um 16.10 los.


Am Anfang waren wir voller Energie und konnten reichlich Mega-Marschierer überholen - auf den engen Wegen in den Kleingartenanlagen gar kein leichtes Unterfangen. Die 20 Kilometer bis zum ersten Versorgungspunkt (Highlights: A7-Abbruch in Stellingen, Flughafen Fuhlsbüttel, Friedhof Ohlsdorf) legten wir im Eiltempo und ohne Pausen zurück. War das vielleicht schon ein Fehler?

Erste Pause war auf dem Sportgelände am Gropiusring. Zwei Toiletten für ca. 500 Frauen, es war uns ein Fest. Als Verpflegung gab es dort Wasser, Bananen, Äpfel, gegen Geld hätte man noch Bratwurst kaufen können - nicht wirklich mein Geschmack. Drei Bananen waren vielleicht doch ein bisschen viel und sollten mich die nächsten 20 Kilometer noch beschäftigen ("nein, schön unten bleiben, alles gut, sind nur Bananen"). Zum Glück hatte ich reichlich Käsebrote eingepackt. Die Weisheit, dass man bei solchen Läufen nur essen soll, was man schon kennt, hat sich eindrücklich bewahrheitet. Auf die vielen bunten, teuren Energieriegel, die ich reichlich mitgenommen habe, hatte ich gar keine Lust.

Viele Mitwanderer lüfteten ihre Füße, untersuchten auf Blasen und klebten und schmierten nach. Das machte ich aus Prinzip nicht, mein Motto: "nicht dran rühren" - vielleicht Fehler Nummer zwei.

Um fast genau 20.00 Uhr ging es weiter auf die nächsten 20 Kilometer. Auch hier keine Zwischen-Pause. Das war der Streckenabschnitt, den wir vorher noch nicht "probegewandert" waren, zum Glück gab es aber noch genug Mitwanderer, an denen man sich orientieren konnte. Irritationen gab es nur da, wo die eine Gruppe der GPS-Route folgte, eine andere dem offiziellen Fahrradweg.

Aber auch noch in guter Zeit und jetzt in völliger Dunkelheit erreichten wir Versorgungspunkt Nr. 3. Hier gab es heiße Brühe - erst dachte ich: "macht ja voll Durst", letztlich tat sie aber total gut. Hier verabschiedete sich ein Großteil der Mitläufer, viele ließen sich ihre Urkunden ausstellen und gingen nach Hause. Katrin hatte Schmerzen am Fuß und checkte ihren Zeh. Irgendwas hatte mit dem Tape nicht geklappt und alles schlimmer als ohne gemacht. Ich weigerte mich wieder, meine Füße auch nur anzuschauen. Sollte man aber bei 100km wohl doch machen. Und Socken wechseln, jedenfalls, wenn man so leicht schwitzt wie ich. Jetzt war der Punkt gekommen, um sich warm anzuziehen für die kalte Strecke durch die Nacht. Viele Mitläufer berichteten auf Facebook von Kälte und Frösteln, während ich offensichtlich die für mich optimale Kombination gefunden hatte. Handschuhe? Brauche ich nur für die Pausen, danach mach ich wieder in "Eigenheizung". Stirnlampen waren jetzt angesagt. Als nächstes ging es nämlich in einsame Gegenden im Hamburger Osten, Boberger Dünen - ich war da ja bisher noch nicht mal im Hellen!

Das Marschtempo verlangsamt sich deutlich, Katrin hatte immer mehr zu kämpfen mit dem Fuß und wohl auch mit der Nacht, auch Mick macht keinen ganz so fitten Eindruck mehr. Wir schleppen uns an der Dove-Elbe entlang, sind leider so dumm, dem Navi blind zu vertrauen und stapfen deshalb kilometerweit einen schmalen Deichweg entlang, sehr eng und schlecht zu gehen, während direkt nebenan die geteerte Straße quasi dieselbe Strecke entlangführt.

Ein Mitwanderer hat Runtastic auf laut gestellt. ICH WILL DAS GAR NICHT HÖREN! Das macht mich wahnsinnig, jeden Kilometer Geschwindigkeit und Kalorienverbrauch zu hören. Vor allem, weil es immer so lange dauert, bis der nächste Kilometer angesagt wird! Weil wir so langsam sind!

Zwischenziel: 50 Kilometer, Bergfest. Dafür immerhin ist der Runtastic-Mann gut. Leider ist überhaupt keine Bank oder ähnliches in der Nähe, auf Kilometer hinaus nicht. Deshalb setzen wir uns irgendwann einfach an den Straßenrand.

Wir sind in der Nähe von Entenwerder. Ganz gefährlich, hier haben wir vor einigen Wochen unsere Trainingswanderung mit Kaffee und Kuchen beendet und sind dann zum Bahnhof gehumpelt. Und tatsächlich, da erwischt es Katrin, sie verabschiedet sich und macht sich auf den Weg nach Hause. Zum Glück ist sie gut angekommen, wie sie später schreibt.

Ich mache ein bisschen Tempo und hole Mick an den Elbbrücken ein. Wir sind uns kurz uneinig über den besten Weg. Aber da er hier oft mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, vertraue ich ihm. Immerhin komme ich kurz darauf wieder auf die offizielle Route. Ab jetzt vertraue ich nur noch darauf, was die Navi-Dame mir ins Ohr flüstert. Da ich später höre, dass Mick sich einige Male verlaufen hat, war das wohl die richtige Entscheidung.

Auch wenn ich zwischendurch meine Zweifel habe, als ich mutterseelenalleine durch dunkle schmale, unbeleuchtete Graswege in Wilhelmsburg gelotst werde. Bin ich nicht letzte Woche den offiziellen Radweg entlanggefahren und war nur auf ausgebauten Straßen unterwegs? Und jetzt soll ich diesen Durchgang nehmen, der durch einen querliegenden Baumstamm an Ketten eindeutig abgesperrt ist? Na ja, die Navi-Frau spricht und ich mache.

Endlich erkenne ich den Weg wieder. Jetzt nur noch die letzten, gefühlt endlosen Meter am Deich lang zum dritten Versorgungspunkt, nach 63 Kilometern.

Hier ist deutlich weniger los als an den anderen Stationen. Erstens natürlich, weil weniger Menschen unterwegs sind. Zweitens, weil ich schon ein bisschen spät dran bin, kurz vor sechs Uhr. Dafür kriegen alle einen Sitzplatz im Warmen. Himmlisch! Vor dem Klo keine Schlange. Paradies!

Spätestens hier hätte ich mich wohl mal um meine Füße kümmern müssen. Tja, hätte, hätte, Fahrradkette. Immerhin lasse ich mir die Urkunde ausdrucken. Und mache mich heldenmäßig wieder auf den Weg. Bis Harburg, das muss doch noch zu schaffen sein!



Zumal inzwischen die Sonne aufgegangen ist und ein herrlicher Tag heranbricht! Au, au, so richtig ins Wandertempo komme ich allerdings nicht mehr. In der Ferne sehe ich eine Gruppe Wanderer, kann aber nicht mehr aufschließen. Letzte Pause am Neuländer Baggersee in Harburg. 




Wieder aufstehen. Aua. Wie weit schaffe ich es noch? Vielleicht bis zum Stadtpark Harburg? Bis Meyers Park bei mir fast zu Hause? Vielleicht bis zu Versorgungspunkt 4 bei 80 Kilometern? Rein zeitlich wäre es noch möglich - die 100km allerdings schon nicht mehr, bei meinem inzwischen Kriechtempo von irgendwas zwischen 3 und 4 km/h, da ja das Zeitlimit von 24 Stunden gilt.

Aber nein, es ist zu verlockend, einmal kurz abbiegen zum Bahnhof Harburg und abholen  lassen. 

Es tut mir leid, keiner von uns dreien hat die 100 geschafft. Wir wollten Euch nicht enttäuschen, aber die Herausforderung war ein bisschen größer als gedacht. Vor allem für mich, die ich komplett blauäugig an das Ganze herangegangen bin: "100 Kilometer gehen? Wie schwer kann das schon sein?" Ha ha. 

Wenn Ihr sehr enttäuscht seid und kurz vor "Geld-zurück"-Forderungen steht, biete ich an, die Reststrecke auch noch zu wandern - so nach einer Woche Erholungszeit vielleicht. Sind ja nur noch 27 Kilometer! Drei Viertel geschafft. 



Andererseits hoffe ich natürlich, dass Ihr wisst, dass Euer Beitrag auf jeden Fall der guten Sache (und damit der Menschenrechtsarbeit von Amnesty International) dient. Und egal, ob Ihr selber Sportler seid oder nicht: Ich hoffe, Ihr konntet ein bisschen nachempfinden, was diese Entfernungen zu Fuß bedeuten! Von 1.000 Startern sind wohl gut 190 ins Ziel gekommen. Und ich humpele jetzt mal wieder zum Kühlschrank, Kalorien auffüllen!

Samstag, 8. April 2017

..Ach ja, ich wärme mich mit einem kleinen Tänzchen zu guter Musik auf. Mehr kann ich jetzt auch nicht machen😀




Das Frühstück war schonmal sehr gut. Um 13 Uhr gibt es dann nochmal ein leckeres Vollkornnudelgericht für die nötige Energie. Dann sollte einem erfolgreichen 100km-Gang nichts mehr im Weg stehen!

Donnerstag, 6. April 2017

Die 100km werden kein Problem


Wenn ich sie mit dem Fahrrad zurücklegen dürfte! Vorgestern war ich mit dem Rad ein bisschen auf dem Marsch-Weg in Wilhelmsburg unterwegs, zur besseren Orientierung und um das Navi auszuprobieren. Funktioniert gut, aber Kopfhörer nicht vergessen, wenn man nicht dauernd seine Tasche ans Ohr halten will!

Hier ein paar schöne Bilder zum Motivieren. Und wenn wir es bis dahin schaffen, haben wir schon 60 Kilometer zurückgelegt!




Noch mal die Windmühle Johanna


Magnolien in voller Blüte



Einfach schön, oder?